Tour über die alte Kemeler Straße

Im Zentrum dieser Tour (Anfang November 2019) steht ein vielbewanderter Forstweg, der früher den Namen "Kemeler Straße" (Karte hier) bzw. "Schlangenbader Weg" (Karte von 1879) trug. Auf der jüngeren Karte verläuft die Kemeler Straße über den Hainbuckel nach Norden zwischen Heidekeller und Erlenborn Richtung Grüne Bank, und trifft dort auf die Rauenthaler Straße. Der südliche Verlauf, etwa Höhe Dicknet (nördlich von Kiedrich), geht aus der Karte nicht hervor. Dazu unten mehr. 
Die Kemeler Straße markiert über rund drei Kilometer die Grenze zwischen den Gemarkungen Kiedrich und Eltville.


Startpunkt war für mich der Bahnhof Eltville. Statt auf den Bus nach Kiedrich zu warten, bin ich einfach losgegangen, immer nach Norden - hier an der Weinlage Kiedricher Sandgrub. Jenseits der bewaldeten Anhöhe rechts (= Flurstück Dicknet) werde ich die nächsten Stunden verbringen.


ähnliche Perspektive vom Grafenberg mit Blick auf die Hallgarter Zange, das Plönzke-Areal am Hahnwald und die Burg Scharfenstein


Ich habe einen einheimischen Winzer gefragt, ob er die Kemeler Straße kennt - vor allem ihren südlichen Verlauf: Fehlanzeige. Er wußte allerdings zu berichten, dass im Waldstück Dicknet ein Hohlweg verläuft, über den in früheren Zeiten die Leut' nach Schlangenbad gelangten - das passt auch schlüssig zur oben genannten Bezeichnung "Schlangenbader Weg". Wenn auch inzwischen ziemlich eingeebnet, könnte das auf dem Foto besagter Hohlweg sein (und möglicherweise südliches Teilstück der alten Kemeler Straße?).
Anmerkung 6 Monate später: Ich halte es inzwischen selbst für wahrscheinlicher, dass es sich beim genannten Hohlweg um diesen handelt - er mündet etwa an der Stelle im folgenden Bild in die alte Kemeler Straße. 


Richtung Norden geht's in einen einfachen Waldweg über.


Besagter Waldweg trifft (etwa Höhe Weihersberg) von rechts kommend auf den Grenzweg zwischen Eltville und Kiedrich - ab hier ist der weitere Verlauf der Kemeler Straße klar: links im Bild nach "hinten" verschwindend Richtung Norden...


auf dem Hainbuckel, Höhe Schreibersrech


Blick zurück auf die Kreuzung an der Förster-Schneider-Eiche: links die Kemeler Str., rechts geht's in den mittleren Sillgraben; ab hier ist die Kemeler Teilstück der Wanderrouten "schwarzer Punkt" und "schwarze Raute".


Blick zurück an der Weggabelung Höhe Erlenborn/Heidekeller: links die Kemeler Straße, rechts der Weg zum ehemaligen Standort vom Förster-Harras-Turm


Hier der einzige Wegstein, den ich an der Straße gefunden habe - an der Weggabelung zum Ringwall Dreibornsköpfe; auf dem Stein befinden sich zwei Symbole (eines davon ein (Mainzer?) Rad), sowie die Zahl 748.


An der Kreuzung Grüne Bank trifft die Kemeler Straße (in der Bildmitte von links) auf die Rauenthaler Straße (von vorne links kommend).


Ein Mensch von der Kiedricher Revierförsterei sagte mir, er kenne den Forstweg von der Grünen Bank zur Dreispitz - also auch das hier abgebildete Wegstück Höhe Hirschsprung - als "Kemeler Straße". Aktuelle Karten benennen diesen Abschnitt als Verlängerung der Rauenthaler Straße. Ich schätze, manche Straßennamen ändern sich einfach im Laufe der Zeit.


am Flurstück Hirschsprung


Blick zurück links auf die Rauenthaler/Kemeler, der Wurzelweg rechts führt am Gipfelbereich der Dreibornsköpfe durch das Areal Hirschsprung zum Rheinhöhenweg. Im Rücken die Anhöhe Sauerwasserpfad.


nördlich vom Sauerwasserpfad: Blick etwa von der Dreispitz nach Bärstadt. Die Info aus dem Kiedricher Forstamt macht insofern viel Sinn, als dass jenseits des Ortes der Kemeler Weg verläuft - da ist ein einstiger Anschluss an die bisher gezeigte Kemeler Straße durchaus vorstellbar. Jedenfalls...

Von dort bin ich nach Schlangenbad gelaufen, auf der Suche nach dem ehemaligen Wochenendhaus der Familie Schlöndorff. Volker Schlöndorff berichtet in seiner Autobiografie über das Haus seiner Eltern mit Blick ins Adelheidtal (= Tal vom Warmen Bach).

Ich nahm zunächst an, diese Hütte etwas oberhalb vom Schlangenbader Kurpark/Parkplatz Adelheidtal könnte das einstige Haus der Schlöndorffs gewesen sein, ich bekam allerdings Auskunft von zwei Schlangenbadern: Die Familie hat das (etwas woanders gelegene) Grundstück vor Jahrzehnten verkauft, mittlerweile ist es wohl neu bebaut.